09.10.2009

Auf die Fresse

Am Dienstagabend erreichte uns ein wütender Anruf eines hohen Bundesligafunktionärs (in Diensten eines niederen Bundesligavereins). Er sagte, unsere "Behauptung", dass die erstunterlegenen Teams tendentiell mehr Gelbe Karten verursachen würden als die Sieger, sei eine bösartige Diskriminierung aller Luschenteams.

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Nun müssen wir von crapstats gestehen, diese Beobachtung tatsächlich "nach Gefühl" getätigt zu haben. Allerdings ist es ja so, dass wahre Fußballstatistikexpertise unseren Redakteuren für gewöhnlich ein untrügliches Gefühl verschafft. Und weil dem so ist machten wir uns selbstbewusst daran, unsere so genannte "Behauptung" zu verifizieren.

Ausgewertet wurden alle 72 Spiele der acht Tage alten Bundesligasaison. Gezählt wurden nur die, bei denen nach 90 Minuten ein Sieger feststand. Dies war in 54 Spielen der Fall.


Das Ergebnis ist niederschmetternd. Nicht für uns, sondern für jeden, der je an der Wahrhaftigkeit einer Crapstats-Aussage gezweifelt hat. Und es zeigt: Andere Sportmagazine müssen sich größte Mühe geben, um Unsinn zu verbreiten. Wir können einfach irgendetwas aus dem Handgelenk behaupten - und es stimmt trotzdem. Pro Crapstats!

Auch haben wir uns die Mühe gemacht, die restlichen Spiele auf Gelbe Karten hin zu analysieren. Wir fanden heraus:
  • 18 Spiele der laufenden Saison fanden keinen Sieger
  • in 6 dieser 18 Spiele hatte die Heimmannschaft mehr Gelbe als die Auswärtsmannschaft.
  • in 6 dieser 18 Spiele hatte die Auswärtsmannschaft mehr Gelbe als die Heimmannschaft.
  • in 6 dieser 18 Spiele war das Kartenverhältnis ausgeglichen.
Fassen wir zusammen: Wer verliert, tritt mehrWenn keiner verliert, tritt keiner vermehrt.

Was bedeutet das in der Konsequenz? Wie müssen Verantwortliche sich in Zukunft verhalten? Bei der Beantwortung dieser Frage muss man die unterschiedliche Interessenlage der Funktionäre berücksichtigen:
  • Topteams sollten Ihre Tore spät erzielen, um das Risiko von Revanchetritten zu reduzieren.
  • Loserteams sollten einfach noch mehr treten - Irgendwann ist der Gegner so kaputt dass die Partie kippt (siehe auch "Aufruf zur Gewalt")
  • Die DFL muss sich entscheiden, was sie will. Will sie weniger Verletzte? Dann zurück zur Zwei-Punkte-Regel. Will sie Action? Dann auf zur 5-Punkte-Regel.
  • bei fünf Punkten für einen Sieg wird es allerdings Tote geben.
Schwierige Materie. Aber Crapstats scheut sich nicht vor schwieriger Materie.  Im Gegenteil: Crapstats findet schwierige Materie und vernichtet sie. Wie auch hier wieder zu beobachten war.

Eure crappy analysts

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