13.04.2011

Heimstärke

Was ist Heimstärke?

Ein Team,das viele Punkte zuhause holt? Ein starkes Team holt zwangsläufig zuhause viele Punkte. In dieser Hinsicht sind Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen durchaus heimstark in dieser Saison, immerhin haben sie im Schnitt die zweit- bzw. viertmeisten Punkte zuhause geholt. Allerdings sagt das nichts über ihre Heimqualitäten im Vergleich zu ihren Auswärtsqualitäten aus. Wir von crapstats meinen, dass, wer "heimstark" genannt werden will, der:


  • muss zuhause viele Punkte holen UND
  • zuhause stärker als auswärts sein.
Um diese Stärke zu messen, eignet sich folgender Heimstärkeindikator:

Heimstärke = Durchschnittliche Heimpunkte*(Durchschnittliche Heimpunkte/Durchschnittliche Auswärtspunkte)

Mittels dieser Formel erhalten wir folgende (nach Anzahl der Heimspiele) gewichtete Werte:


Wie wir sehen, bewegen sich alle Teams in einem normalen Rahmen, nur der 1. FC Köln nicht. Deshalb wird der 1. FC Köln auch von der weiteren Analyse ausgeschlossen, da es keine erklärenden Variablen gibt, die man messen könnte. Qualitativ würde meine Erklärung für dieses Phänomen allerdings lauten, dass a) der Kölner sich außerhalb Kölns nicht zurecht findet, selbst nicht in Mönchengladbach) und b) keiner lebend aus Köln herauskommt, der dort gewinnt. In jedem Fall ist Köln eine komische Stadt.

Wie erklären wir uns nun Heimstärke? Wenn auch so mancher Bundesligatrainer gerne den ein oder anderen Schiedsrichter, das Flutlicht oder die Gegebenheiten der örtlichen Currywürstchen für die Heimstärke oder Heimschwäche mancher Teams verantwortlich machen möchte, so reduzieren Wir von Crapstats die Hypothesen zum Thema Heimstärke auf derer drei:

  1. Je mehr Zuschauer ins Stadion passen, desto heimstärker ist ein Team. Die durchschnittliche Zuschauerzahl wird mit der durchschnittlichen Stadionauslastung bis zum 29. Spieltag multipliziert, da es niederschmetternd sein muss, vor leeren Rängen zu spielen. Diese Variable ist insofern problematisch, als dass ein großes Stadion in der Regel mit einer hohen Wirtschaftsleistung eines Vereins einhergeht und eine solche wiederum zu einer hohen Absolutzahl von Heimpunkten führt, die wiederum in der Formel vom Heimstärkeindikator enthalten ist. Der Effekt der Zuschauer wird also tendentiell überschätzt werden. 
  2. Je weiter ein Stadion im Schnitt von den anderen Bundesligastadien entfernt ist, desto heimstärker das Team, das in ihm spielt. Diese Variable wird quadriert ins Modell aufgenommen, weil eine sehr große Distanz häufig mit einer Flugreise verbunden ist UND dazu noch die Fans nicht mehr realistischerweise auf Verbund oder Wochenendtickets für den Nahverkehr zurückgreifen können.
  3. Je jünger das Team, desto nervöser ist es vor eigenem Publikum und desto heimschwächer ist es auch.

Die Modellschätzung sieht wie folgt aus:

                          Estimate         Std. Error           t value             Pr(>|t|)  
(Intercept)          3.391e+00     2.955e+00         1.147              0.2719  
dat[, 9]               2.279e-05      1.310e-05         1.740              0.1055  
entf_sq               1.282e-05      4.669e-06          2.746             0.0167 *
dat[,12]             -3.901e-05      3.228e-05        -1.208             0.2484  
---

Das interessiert natürlich keine Sau. Was uns zu interessieren hat, sind die drei fett markierten Werte. Es handelt sich um die Wahrscheinlichkeiten dafür, dass die Variablen in Wirklichkeit keinen Einfluss auf die Heimstärke haben. Dabei steht dat[,9] für die Zuschauervariable, entf_sq für die Entfernung und dat[,12] für das Alter des Teams steht. Dabei zeigt sich, dass vor Allem die Entfernung eine gewichtige Rolle spielt, deutlich mehr als die Zuschauer. Bernd von Crapstats hat sogar neulich einmal gelesen, dass Geisterspiele in der Regel besser für das Heimteam ausgehen als andere Heimspiele. Das widerspricht natürlich dem sonderbaren DFB, der glaubt, er würde St. Pauli mit einem Geisterspiel bestrafen (Werder hat Pauli natürlich trotzdem weg, weil Hamburg um die Ecke ist). Mit nur 1,7%iger Wahrscheinlichkeit besteht kein Zusammenhang zwischen Entfernung und Heimstärke, zumindest wenn man den komischen 1. FC Köln beiseite lässt.

Das Modell erklärt übrigens 48% der Varianz der abhängigen Variablen, das heißt 48% der Heimstärke werden durch Zuschauer, Entfernung und Alter des Teams erklärt, wobei das Alter sogar einen negativen Zusammenhang andeutet (je älter, desto heimschwächer). Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass die Daten vom Stand bis zum 9. Spieltag stammen.

Wir von Crapstats möchten uns überdies beschweren, dass die von SAT.1 heute diesen Schalke zeigen und gestern nicht Manchester-Chelsea. Pfui. Wir von Crapstats mögen Schalke nicht.

Beste Grüße,
Euer Jason





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